Das Imkerjahr neigt sich dem Ende zu. Nach der letzten Honigernte erfolgt jetzt auch die zweite und (hoffentlich) letzte Behandlung gegen die Varroamilbe. Varroabehandlung: Was ihr dazu braucht und wie sie funktioniert. Absolut anfängertauglich und inklusive Schritt-für-Schritt-Checkliste.
Habt ihr Lust auf ein paar Fakten zur Einstimmung? Ich habe da mal ein paar aus meinen schlauen Imker-Büchern zusammengetragen: Die Varroamilbe ist etwa 1,6 Millimeter groß und wurde Anfang der 1980er-Jahre aus dem asiatischen Raum eingeschleppt. Sie vermehrt sich in der Bienenbrut, ernährt sich vom Blut der Maden und der erwachsenen Bienen. Und damit ist sie keine Zeitgenossin, die man gerne im Bienenstock willkommen heißt – sondern, im Gegenteil, das derzeit größte Gesundheitsproblem, dem Bienen auf der ganzen Welt ausgesetzt sind.
Unsere Bienenvölker haben einen relativ starken Varroamilben-Befall. Durch die Behandlung mit Ameisensäure haben wir in den letzten Jahren aber immer gute Erfolge erzielt. Im August, nach der letzten Honigernte, haben wir die erste Varroabehandlung erledigt. Heute folgt die zweite, mit 85-prozentiger Ameisensäure. Die erste Behandlung findet immer nach der Honigernte statt, um den Honig nicht mit Ameisensäure zu belasten. Die zweite Behandlung erfolgt nach der letzten Fütterung vor dem Winter.
Für die Varroabehandlung verwenden wir je Bienenstock:
150 ml Ameisensäure (85%)
Liebig-Dispenser zum Verdunsten der Säure: Inklusive Fläschchen, Grundplatte und Dochtpapier
Säurebeständige Handschuhe
Schutzbrille
Varroabehandlung: Die Vorbereitung
Handschuhe und Schutzbrille kommen gleich zu Beginn zum Einsatz: Denn zunächst entfernen wir den Tropfer aus den Liebig-Dispenser-Fläschchen und befüllen sie mit je 150 Milliliter Ameisensäure (der Liebig-Dispenser heißt übrigens so, weil er vom Bienenforscher Dr. Gerhard Liebig entwickelt wurde). Anschließend stecken wir den Tropfer wieder in die Flaschenöffnung und verschließen die Flasche gut (wir gehen da lieber auf Nummer sicher, obwohl unser Transportweg zu den Bienenvölkern nur ein paar Schritte lang ist). Welche Menge an Ameisensäure ihr für die Milbenhandlung verwendet, ist abhängig von der Außentemperatur. Eine Anleitung dazu findet ihr immer auf der Verpackung der Ameisensäure. Wichtig ist, dass die Säure in etwa die gleiche Temperatur hat, wie die Umgebung. Sonst könnte zu viel auslaufen, und das würde die Bienen belasten.
Nun muss unter Umständen das Dochtpapier angepasst werden: Die Größe des Papiers ist auch abhängig von der Außentemperatur, ebenso von Anzahl und Größe der Zargen. Auch hierfür findet sich eine genaue Anleitung auf dem Dochtpapier. Wir belassen es heute in der Originalgröße.
Die Arbeit am Bienenstock
Wir wechseln nun von säure- zu bienenbeständigen Handschuhen und öffnen den ersten Bienenstock-Deckel. Darunter erwarten uns jede Menge Bienen: Ein schönes Zeichen, dass wir hier ein starkes Volk haben und die Bienen sich wohl fühlen.
Die gelbe Grundplatte des Liebig-Dispensers legen wir direkt auf die Waben. Gar nicht so leicht, bei der Menge an Bienen, die sich hier tummelt. Auf die Grundplatte kommt das Dochtpapier. Und zum Schluss wird das Fläschchen mit der Ameisensäure kopfüber auf die Grundplatte gesteckt. Nun tropft die Flüssigkeit auf das Papier und wird aufgesaugt. Vom feuchten Dochtpapier dampft die Ameisensäure dann langsam und regelmäßig in die Stockluft ab. Wichtig ist, dass die Ameisensäure möglichst langsam verdampft – das ist schonender für die Bienen. Es wird etwa zwei Wochen dauern, bis das Säurefläschchen leer ist.
Nun setzen wir den Bienenbeuten-Deckel wieder auf. Vereinzelte Bienen krabbeln noch darauf herum, die kehren wir sanft mit dem Besen zurück zu ihren Kollegen. Zum Schluss wird das Flugloch vollständig geöffnet (damit der Stock gut belüftet wird) und das Varroa-Diagnosegitter (Stockwindel) ganz unten im Bienenstock kontrolliert, gereinigt und wieder eingesetzt.
Milben kontrollieren
Diese Vorgehensweise wiederholen wir nun bei fünf weiteren Bienenvölkern. Ab morgen werde ich täglich die Milben auf der Stockwindel zählen, um kontrollieren zu können, ob die Behandlung wirkt und die Milben weniger werden. Dazu lege ich mir meistens ein Stück Küchenrolle oder weißes Papier auf die Stockwindel, das ich nach jeder Zählung auswechsle: So sehe ich die Milben besser und erleichtere mir das Zählen. Das ist aber nicht unbedingt notwendig. Nach zwei Wochen sollte maximal eine Milbe auf der Stockwindel zu finden sein. Sind es mehr, werden wir im November noch eine VarroMed-Behandlung durchführen. Dieses Mittel basiert auf Oxal- und Ameisensäure, zwei organische Säuren, die natürlich vorkommen und gegenüber chemischen Mitteln zu bevorzugen sind. Letztes Jahr hat das gut funktioniert – alle Völker haben die Behandlung unbeschadet überstanden.
Checkliste: Varroabehandlung in 10 Schritten
- Schutzkleidung anziehen
- Tropfer aus Fläschchen entfernen, Ameisensäure nach Anleitung in die Fläschchen abfüllen
- Tropfer wieder einsetzen, Fläschchen verschließen
- Größe des Dochtpapiers gegebenenfalls anpassen
- Bienenbeute öffnen
- Grundplatte mit Dochtpapier auf die Waben legen
- Fläschchen kopfüber auf Grundplatte stecken
- Flugloch vollständig öffnen
- Varroa-Diagnosegitter / Stockwindel reinigen und wieder einsetzen
- Regelmäßig Milben-Abfall kontrollieren
In unserer Kategorie Imkerei findet ihr laufend Neues zum Thema Imkern – immer anfängertauglich, informativ und mit vielen Bildern. Hier kommt ihr direkt zu den Beiträgen:
Bienen füttern vor dem Winter: Das letzte Bienenmahl 2019