Unsere Shropshire-Schafe: Der erste Tag

Der Zaun steht, der Schafunterstand auch. Heute ziehen vier Schafe bei uns ein. Wie unser erster Tag als Schafbesitzer gelaufen ist und warum wir uns für Shropshire-Schafe entschieden haben, lest ihr hier. 

„Wann sind wir endlich dahaaa?“, tönt es vom Rücksitz. Ein Klassiker, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Die Enkeltöchter wollten sich das Abholen unserer vier Shropshire-Schafe nicht entgehen lassen. Bloß: Die Fahrt nach Werschenschlag, wo die Schafzüchterin unseres Vertrauens residiert, dauert viel zu lange. Zeit genug also, um mir am Beifahrersitz alles in Erinnerung zu rufen, was ich in den vergangenen Wochen über Shropshire-Schafe in Erfahrung gebracht habe. Und die Frage meiner Enkelin zu beantworten, warum wir uns denn eigentlich „Schropschi“-Schafe holen, und keine anderen.

Baumschonende Rasenmäher.

Die aus England stammenden Shropshire-Schafe haben eine einzigartige Eigenschaft: Sie können sich nicht so recht für’s Anknabbern von Bäumen begeistern. Ja, sie lassen Obst- und Nadelbäume in Ruhe und konzentrieren sich ausschließlich auf’s Mähen der Wiese rundherum. Deshalb werden sie besonders gern als umweltschonende Bodenpfleger in der Christbaumzucht eingesetzt. Und genau das wird auch ihre Kernaufgabe auf unserem Hang sein, wo zwar keine Christ-, aber jede Menge Obstbäume wachsen, der aber auf Grund seiner Steillage für uns nur sehr schwer zu mähen ist.

Shropshire-Schafe gelten außerdem als ruhig, pflegeleicht und zutraulich. Alles Charaktereigenschaften, die man sich in einer Umgebung mit vielen Kindern nur wünschen kann. Und optimal, um einen Urlaub am Bauernhof, wie man ihn bei unseren Nachbarn machen kann, zu bewerben.

Ansehnliche Woll- und Fleisch-Schafe.

Mittlerweile sind wir bei der Schafzüchterin angekommen, wurschteln uns und die Kinder aus dem Auto, werden von Stall-Gerüchen und lautem Blöken empfangen. Zig Schafe warten auf uns, eines lieber als das andere. „Welche sind unsere?“ fragen die Enkeltöchter (und das nicht zum letzten Mal an diesem Tag).

Sie sind ja wirklich recht ansehnlich, diese Shropshire-Schafe. Mittelgroß, dunkelbraun und weißwollig, hornlos und robust gebaut. Eingesetzt werden sie nicht nur als Rasenmäher, sondern auch zur Woll- und Fleischproduktion. Die Wolle gehört zum Typ Crossbred, ist nicht die feinste, aber wie ihr Träger ziemlich robust; und eignet sich damit bestens zum Socken- und Mützenstricken.

„Welche sind unsere?“, fragen die Enkeltöchter. Wir wissen es nicht, müssen uns aber noch eine Weile gedulden (was mir nicht unbedingt leichter fällt, als den Kindern). Denn vor uns ist noch eine andere Familie, die sich in aller Seelenruhe Schafe aussucht. Damit alles seine Ordnung hat, müssen wir schließlich noch diverse Formulare ausfüllen. Die Enkeltöchter fragen: „Welche sind unsere, und wie heißen sie?“ Wir haben uns noch nicht entschieden, ob wir die Schafe im Herbst tatsächlich schlachten werden. Sicherheitshalber haben wir aber beschlossen, ihnen keine Namen zu geben. „Und wie rufen wir sie dann?“, fragt die große Enkeltochter. „Schaf 1, Schaf 2, Schaf 3, Schaf 4“, antworte ich.

„Das ist Gretl“, sagt die Schafzüchterin und bringt uns ein weibliches Lämmchen. „Ist das unseres?“ fragen die Enkeltöchter. Ja, es ist unseres, und damit ist auch klar, wer im Herbst keinesfalls geschlachtet wird: Schaf 1 mit dem schönen Namen Gretl. Die kleinen Schafböcke 2, 3 und 4 werden uns auch vorgestellt. Herzallerliebst sind sie. Und nachdem die Kinder noch einige Handvoll Hafer an den Rest der Schafherde verteilt („Das sind nicht unsere, oder?“) und ein paar Pferde gestreichelt haben, laden wir Gretl und die Schafböcke in den Anhänger und machen uns auf den Heimweg.

Ausgebüxte Shropshire-Schafe.

„Wann sind wir endlich dahaaa?“, tönt es vom Rücksitz. Mit vier Lämmern im Anhänger sind wir naturgemäß ziemlich langsam unterwegs. Und als wir dann endlich da sind, bringen zwei der kleinen Böcke ihre Freiheitsliebe zum Ausdruck und hauen gleich mal ab. Es dauert eine ganze Weile, bis wir sie wieder in den eingezäunten Bereich gebracht haben. Bestimmt zwei Stunden. Vielleicht auch drei. Diese beinhalten ausführliches Grasen in Nachbars Marillengarten, einen glücklicherweise kurzen Ausflug auf die Straße, Absperrungen aus Brettern, Auto-Anhängern und zahlreichen Nachbarn, und endlich – zum Schluss – die Reunion mit Gretl, die sich die Szene über den Zaun hinweg angesehen und sie mit lautstarkem Blöken musikalisch untermalt hat.

Gretl und die Schafböcke machen sich auf, ihr neues Zuhause zu erkunden. 5000 eingezäunte Quadratmeter haben sie jetzt zur Verfügung, aber zunächst kuscheln sie sich in ihren Schafunterstand – war ja auch ein strapaziöser Tag.

Hier lest ihr übrigens demnächst, was zur Schaf-Grundausstattung gehört (Spoiler-Alarm:  Nicht allzu viel), und wie wir unser Grundstück schaftauglich gemacht haben – inklusive Bauanleitung für einen DIY-Schafunterstand 🙂

6 comments Add yours
  1. Oh, das sind aber besonders süße Schafe!!!
    Hier ein Buchtipp für alle, die Schafe lieben, die Bücher noch nicht kennen, bzw. sie wieder einmal lesen wollen…
    „Glennkill“ und „Garou“ von Leonie Swann sind zwei Krimis, die Einblick in das Geistes- und Seelenleben der wolligen Tiere bieten. Äußerst amüsant, herzerwärmend und – wie es sich für Krimis gehört – natürlich auch spannend! Mehr wird hier nicht verraten 😉

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